Rebhühner im Schwalm-Eder-Kreis dank Feldflurprojekt weiter auf Erfolgskurs

Geschrieben von Andrea Imhäuser, LLH März 2021

Seit dem Jahr 2018 gibt es in Hessen mehrere Feldflurprojekte zur gezielten Förderung bedrohter Tier- und Pflanzenarten der offenen Kulturlandschaft. Im Offenland weiträumig um Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis besteht ein solches Projekt seit August 2018. Mit Beginn des Jahres 2019 erhielt das Projekt eine eigene Koordinationsstelle durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), um gezielt mögliche Teilnehmer zu beraten und vorhandene Förderinstrumente einsetzen zu können.
Die Koordinationsstelle verbindet alle Beteiligten und führt zu einer engen und effektiven Zusammenarbeit mit Regierungspräsidium Kassel, Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung und unterer Naturschutzbehörde des Schwalm-Eder-Kreises, sowie Hessischer Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), Kommunen, Jägerschaft, Imkern sowie der interessierten Bevölkerung.
Wiederkehrende Monitorings überprüfen Wirksamkeit
Vor Beginn des Feldflurprojektes wurde ein Ausgangsbestand von lediglich noch 8 Rebhuhn-Brutrevieren durch Ornithologen im Gebiet nachgewiesen. Seither konnte über Lebensraumverbesserungen viel für die Rebhühner erreicht und ihr Bestand wieder deutlich angehoben werden.
Das inzwischen dritte Monitoring zur Wirkungskontrolle der umgesetzten Maßnahmen im Auftrag des Regierungspräsidiums Kassel legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung des vorhandenen Rebhuhnbestandes.
Die Hauptzielart des Projektes im Schwalm-Eder-Kreis ist zwar das Rebhuhn, von den Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume der Kulturlandschaft profitieren aber auch viele weitere Vogelarten des Offenlandes wie z.B. Feldlerche, Goldammer, Dorngrasmücke und Wiesenschafstelze. Auch die Feldhasen freuen sich über blühende Brachflächen, Säume und niedrige Hecken.
Durch die gut vernetzte Koordination können viele unterschiedliche Maßnahmen effektiv miteinander kombiniert werden: mehrjährige strukturierte Blühflächen, geeignete Greening-Maßnahmen, HALM-Blühflächen, Ackerwildkrautschutz, stehen lassen von Grasstreifen auf Grünland, späte und reduzierte Mahd von Säumen und Wegrändern, fachgerechte Heckenpflege. Alle diese Maßnahmen sind ganz speziell auf die Bedürfnisse der Feldvögel ausgerichtet.
Entwicklung der Rebhuhnbestände im Projektgebiet
Während das vorangegangene Monitoring aus dem Jahr 2019 bereits etwa 45 Rebhuhnvorkommen im Projektgebiet nachweisen konnte, zeigt die aktuelle Untersuchung eine weitere Steigerung auf inzwischen 53 nachgewiesene Vorkommen. Aufgrund der heimlichen Lebensweise konnten vermutlich nicht alle Vorkommen vollständig erfasst werden, so dass der tatsächliche Bestand sogar noch etwas höher sein dürfte. Im Vergleich zum Vorjahr kann somit eine Zunahme von etwa 20 % des Rebhuhnbestandes im Feldflurprojekt um Bad Zwesten verzeichnet werden.
Besonders erfreulich ist die große Anzahl erfolgreich aufgezogener Küken je Familienverband (Kette): Im hessischen Durchschnitt schaffte eine Kette, 6 Junge aufzuziehen. Dagegen lag im Projektgebiet die Zahl der aufgezogenen Junghühner im Jahr 2019 bereits bei 8 und im vergangenen Jahr 2020 sogar bei stolzen 11 Junghühnern je Familienverband – somit waren die Brutpaare um Bad Zwesten fast doppelt so erfolgreich wie im hessischen Durschnitt.
Warum sind die Rebhuhn-Blühflächen so wertvoll?
Die Rebhuhn-Blühflächen unterscheiden sich erheblich von den üblichen landwirtschaftlichen Blühflächen, da sie einerseits mehrjährig auf der gleichen Ackerfläche angelegt werden und andererseits durch ihre jährlich wechselnde, halbseitige Bewirtschaftung eine besondere Struktur erhalten. Durch diese Bewirtschaftung entstehen nah beieinanderliegend sowohl Bruthabitate als auch gute Möglichkeiten zur Nahrungssuche.
Da die Küken in ihren ersten Lebenswochen ausschließlich Insekten als Nahrung benötigen, ist es für ihr Überleben entscheidend, dass sie genügend Insekten vorfinden. Um dies zu gewährleisten sind die Pflanzenarten der Rebhuhn-Blühmischung gezielt so gewählt, dass sie sowohl für Insekten attraktiv sind und auch gleichzeitig über Pflanzenteile wie Blätter und Samen für die erwachsenen Rebhühner abwechslungsreiche Nahrung bieten.
Ein weiterer großer Vorteil dieser Blühbrachen liegt darin, dass sie auch im Winterhalbjahr noch genügend Deckung und Versteckmöglichkeit bieten, da eine der beiden Flächenhälften immer mit altem, vorjährigen Bewuchs bis zum kommenden Frühling stehen bleibt. Das Vorhandensein solcher Strukturen dürfte wohl auch dafür verantwortlich sein, dass der kurze aber harte Wintereinbruch Anfang Februar dieses Jahres einigermaßen verlustarm an den Rebhühnern im Projektgebiet vorübergegangen ist. Bei diesem Wintereinbruch waren die tiefen Frosttemperaturen für die Feldhühner kaum von Bedeutung; gefährlich hingegen war für sie die hohe Schneelage, die einerseits ihre gute Tarnung zunichtemachte und andererseits die Futtersuche am Boden erheblich erschwerte bzw. unmöglich machte.
Ausblick
Inzwischen konnten sich im Umkreis des Feldflurprojektes mehrere kleine Projekte, welche die Erfahrungen sowie die Beratung der Projektkoordinatorin für eigene Umsetzung nutzen, bilden. Im Laufe dieses Jahres wird zusätzlich erstmals ein Insekten-Monitoring an den Rebhuhn-Blühflächen im Projektgebiet durchgeführt werden.
Weitere interessierte Landwirte sind herzlich eingeladen, mit ihren Ackerflächen und Ideen den Schutz der Rebhühner und Feldvögel aktiv zu unterstützen und weiter zu entwickeln.
Unsere Landwirte sind die wichtigsten Akteure in solchen Vorhaben – ohne ihre Teilnahme wäre der erfolgreiche Rebhuhn-Schutz nicht möglich und die einst häufige Art der Feldflur würde sehr bald vollständig aus unserer Kulturlandschaft verschwunden sein.

Kontakt:

Bildrechte: Andrea Imhäuser

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